Was die Toten wissen by Laura Lippman

Was die Toten wissen by Laura Lippman

Autor:Laura Lippman [Lippman, Laura]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


Um York herum waren die Straßenverhältnisse sogar noch schlechter, und Kevin war heilfroh, dass es nicht sein eigenes Fahrzeug war, das er den Spurrillen und Schlaglöchern Pennsylvanias aussetzte. Hertzbach, der Anwalt, war ein typischer Provinzfürst, mit einer großen Werbetafel neben der Straße und einer zur Kanzlei umgebauten alten Villa. Er war kurzatmig und verschwitzt und trug ein rosa Hemd mit einer rosa geblümten Krawatte, was perfekt zu seinem rosa Gesicht passte.

»Stan Dunham kam zu mir, gleich nachdem er das Grundstück verkauft hatte.«

»Wann war das?«

»Vor etwa fünf Jahren.«

Der neue Eigentümer muss das Grundstück schnell weiterverkauft haben, und wahrscheinlich hat er noch mehr dafür bekommen.

»Es war ordentlich viel Geld für Dunham, aber er war weitsichtig genug, um zu erkennen, dass er vorausplanen musste.

Seine Frau war gestorben – ich hatte den Eindruck, er hätte das Stück Land sonst nicht verkauft -, und er sagte mir, dass keine Kinder, keine Erben da seien. Er schloss mehrere Versicherungen ab, die ich ihm empfohlen hatte, eine private Pflegeversicherung, ein paar Altersvorsorgeanlagen. Die Versicherungsverträge liefen über Donald Leonard, einen Freund von mir hier im Ort, den ich von den Rotariern her kenne.«

Und du hast dafür eine ordentliche Provision kassiert, dachte Infante.

»Hat Sie Dunham auch in Bezug auf strafrechtliche Dinge um Rat gefragt?«

Hertzbach wirkte belustigt. »Selbst wenn er es getan hätte, könnte ich nichts darüber sagen. Streng vertraulich, wissen Sie?«

»Aber wenn ich es recht verstehe, ist er inzwischen geschäftsunfähig …«

»Ja, er hat schwer abgebaut.«

»Und wenn er stirbt, muss niemand verständigt werden? Keine Verwandten, Freunde?«

»Nicht dass ich wüsste. Aber vor kurzem hat mich eine Frau angerufen und wollte Auskunft über seine Finanzen haben.«

Durch Infantes Hinterstübchen schrillte ein Pfiff fast wie von einem Wasserkessel – eine Frau, die sich für das Geld interessierte. »Hat sie Ihnen ihren Namen genannt?«

»Ich bin mir sicher, das hat sie, aber dazu müsste ich meine Sekretärin fragen, damit sie in ihren Notizen nachschaut, Datum und Namen heraussucht. Sie war … ziemlich ungehobelt. Wollte wissen, wer in seinem Testament begünstigt werde und um wie viel Geld es gehe. Natürlich konnte ich ihr das nicht sagen. Als ich sie fragte, in welchem Verhältnis sie zu Mr. Dunham stehe, legte sie auf. Ich habe überlegt, ob es vielleicht jemand aus dem Pflegeheim war; eine Frau, die, als er noch bei Sinnen war, seine Gutwilligkeit ausgenutzt hatte. Zumindest hätte es so sein können.«

»Wie das?«

»Mr. Dunham ist im Februar ins Hospiz verlegt worden, das bedeutet, sie gehen davon aus, dass er kein halbes Jahr mehr zu leben hat.«

»Er stirbt an Demenz? Gibt es das?«

»An Lungenkrebs, dabei hat er mit vierzig mit dem Rauchen aufgehört. Ich muss schon sagen, er ist ein extremer Pechvogel. Verkauft sein Land für eine Stange Geld und wird dann krank. Das will uns etwas sagen.«

»Und was könnte das sein?«

Kevin hatte eigentlich gar nicht die Absicht gehabt, den Schlaumeier zu spielen, aber Hertzbach war wie vor den Kopf gestoßen. »Na ja … ich weiß nicht, jeden Tag zu schätzen?«, sagte er schließlich. »Das Leben in vollen Zügen zu genießen.«

Danke für die großartige Erkenntnis, Kumpel.

Er machte sich auf



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